Rüdiger Bock
Mieciu Langer (85) spricht mit Schülern über sein Leben
Ein Zeitzeuge berichtet unseren Neuntklässlern über seine Erfahrungen im Krakauer Ghetto und seine Odysee durch deutsche Konzentrationslager. Ein Bericht von Alexandra Tiedtke.
Am 18.9.2012, als ich Mieciu Langer zum ersten Mal sah, war ich neugierig darauf, was er uns alles erzählen würde. Die Unruhe, die davor in dem Raum geherrscht hatte, verschwand, und alles wurde leise, als er eintrat.
Er fing an zu erzählen. Er redete über sein Leben in Krakau und darüber, wie es sich veränderte, als die Nazis dort einmarschierten. Auch darüber, wie die Juden ins Krakauer Ghetto mussten, wie sie dort lebten und über die Verschleppung ins KZ, berichtete er, und wir waren alle sehr bewegt.
Er sprach über die Misshandlungen, die sinnlosen Ermordungen, die Diskriminierungen und den ewigen Hunger. Alle Leute in dem Raum, in dem wir saßen, mussten das Gehörte erst einmal verdauen.
Herr Langer war, wie er uns sagte, sich damals sicher, dass er die Konzentrationslager überleben würde.
Nachdem er uns von all den grausamen Dingen, die er erlebte, berichtet hatte, sprach er von der Befreiung durch die Rote Armee.
Der Zeitzeuge erzählte weiter, dass er nach seiner Befreiung und Genesung nach Krakau zurückkehrte, wo er erfuhr, dass seine Familie nicht überlebt hatte. Einige Zeit später lernte er dann auch seine Frau kennen, mit der er schon 63 Jahre verheiratet ist.
Nachdem er seinen Bericht beendet hatte, mussten wir Zuhörer erstmal darüber nachdenken und alles verarbeiten.
Wir sind dankbar für die Chance, alles aus der Sicht eines Menschen zu hören, der es selbst erlebt hat, was wir sonst nur in Geschichtsbüchern zu lesen bekommen.
PS: Wer die Erlebnisse von Mieciu Langer noch einmal in Ruhe nachlesen möchte, dem sei folgendes Buch empfohlen:
Felicia Langer: Miecius später Bericht. Eine Jugend zwischen Getto und Theresienstadt. Lamuv-Verlag, Göttingen. 139 Seiten, 8,40 €.