Simon Hörsch
Allons enfants…
Bericht von Katharina Hirth
Frühjahr 2023. Ein Frühjahr ganz ohne Coronabestimmungen, das erste nach vier Jahren. Und der Traum, wieder nach Frankreich fahren zu dürfen. – Was soll ich sagen? Es hat geklappt!!
13 Schüler der Klassen 9a,c,d haben bis zum Abfahrtstag gezittert, ob der TGV in Frankreich wegen Streik gestrichen würde. Denn die Französische Revolution 18.0 ist wieder im Gange: Zügen stehen, Müll häuft sich, Schulen bleiben geschlossen, der Mob zieht durch Paris. Bis auf die Schlagzeilen in der Zeitung und ein paar herumliegende Handzettel, die zum Streik aufrufen, haben wir davon aber nichts gesehen. Paris empfing uns mit 20 Grad und Sonnenschein und die Aufenthaltszeit erlaubte einen Spaziergang vom Louvre durch die Tuilieren zur Place de la Concorde und einen sehnsüchtigen Blick zum Eiffelturm. So wurde das erste rosa „I love Paris“ Basecap gekauft und am Springbrunnen mit Designerstühlen das Flair genossen. Mit bis zu 320 km/h flogen wir durch sonnenbeschiene französische Ebenen und merkten an den aufziehenden Wolken, dass wir die Bretagne erreicht hatten. Horizontaler Regen und Wind in immergrünen Palmen ließ uns wissen, dass wir austeigen müssen. Die Familien empfingen uns am Bahnhof und die Gastschüler, die schon im November in Leipzig waren, freuten sich über das Wiedersehen. Die ein oder andere Angst allein mit der Sprache in der Gastfamilie zu bleiben kam auf.
Am Donnerstag und Freitag besuchten wir die Städte Quimper und Brest. Quimper gab uns Rätsel auf und diese Schnitzeljagd führte uns durch die malerische Fachwerkstadt mit liebevoll dekorierten Schaufenstern, vorbei an Chocolatiers und Macarons, am place du beurre (Butterplatz), wo es sage und schreibe sieben! Creperien gab, von denen wir natürlich ausgiebig probierten. In Brest konnten wir in Oceanopolis drei beeindruckende Aquarienhallen erkunden. Ein schlagfertiger, kleiner Bretone klärte uns darüber auf, dass von den 400 Haifischarten ja nur 4 gefährlich für den Menschen seien und es doch viel wahrscheinlicher wäre, von einer Kokosnuss erschlagen zu werden, was jährlich immerhin 5000 Mal geschieht. Die Rochen, Sägefische und verschiedenen Haiarten von bis zu vier Metern Länge waren wirklich beeindruckend!
Das Wochenende verbrachten die Schüler in den Familien, meist mit Ausflügen zum Meer, oder gemeinsamen Schlittschuhlaufen und so kamen am Montag alle voll mit Eindrücken in die Schule, das Collège St. Barbe, das so ganz anders ist als unser Schulzentrum. In den Klassen 6-9 sind 150 Schüler, von denen rund ein Drittel Deutsch lernt. Wir staunten, als die Klassen in Zweierreihe auf dem Hof warteten und ihrem Fachlehrer zum Unterricht abgeholt wurden, über die ausgehängten Briefe aus unseren Klassen in der Schulbibliothek, über die 3 Gänge in der Schulkantine, das „Carnet“, in dem Strafpunkte abgezogen werden konnten, wenn man zu spät kam, störte, nicht mitarbeitete oder Hausaufgaben vergessen hatte. Am Nachmittag pilgerten wir zur Chapelle St. Barbe, die Teil des Jakobswegs ist und verwunschen im nahen Wald gelegen ist. Tatsächlich ging die Zeit wieder viel zu schnell vorbei. Am letzten Tag blieb gerade noch Zeit das bretonische Museum im Faouët zu erkunden und den Supermarkt von Salzkaramel, bretonischen Keksen, Crêpes, Cidre und Käse zu befreien. Mit schweren Koffern voller Gastgeschenke der bretonischen Familien fuhren wir Richtung Heimat, wo die Osterferien auf uns warteten und dem Gefühl, ein neues Ohr, eine neue Zunge und ein kleines Stück Heimat gefunden zu haben, zu dem man wieder zurückkehren könnte.