Marko Hofmann
Krieg im Museum
Ein Besuch in Dresden mit Fragen
Die Bundeswehr lud kürzlich Schüler der 11. Klasse nach Dresden ein. Darf man so eine Einladung als katholische Schule annehmen?
Mit einer Werbe-Kampagne, die Aufsehen erregte, warb die Bundeswehr 100 Jahre nach dem ersten Weltkrieg auf der Gamescom in Köln mit Werbesprüchen, die in Kritik geraten sind. Auch an unserer Schule stehen die meisten der Bundeswehr als dem deutschen Militär sehr skeptisch gegenüber. So waren viele Schüler nicht begeistert davon, am Montag den 29. Oktober ins Militärhistorische Museum nach Dresden zu fahren, da diese Exkursion von der Bundeswehr finanziell getragen wurde, und dadurch das Gefühl vermittelte, man nehme an einer Werbeveranstaltung teil. Um 8 Uhr holten zwei Busse der Bundeswehr die gesamte Jahrgangsstufe 11 und unsere GRW-Lehrer in Grünau ab und brachten uns nach Dresden.
Auf den ersten Blick wirkte der Bau des Militärhistorischen Museums ein wenig irritierend. Auf einer Seite des klassisch eleganten Gebäudes ragte ein riesiger, schroffer, modern gestalteter Keil aus dem Gebäude hervor. Später erfuhren wir, dass dieser auf den Teil der Stadt zeigt, der im Zweiten Weltkrieg von Bomben zerstört wurde.
Für die Führung durch das Museum wurden wir in drei Gruppen eingeteilt. Dort wurde umfangreich die Geschichte des Krieges seit dem Mittelalter, bis zur heutigen Kriegsführung gezeigt. Da die Zeit nicht reichte, haben wir nur in Ausschnitten einen dennoch sehr eindrucksvollen Blick auf die Grausamkeit des Krieges bekommen. Besonders anschaulich waren ein Schattenexperiment und die Düsenjäger, die so an der Decke angebracht waren, als würden sie steil auf einen zufliegen. Auch die Geschichten über Menschen, die im Zweiten Weltkrieg Selbstmord begangen haben, waren nachhaltig bewegend.
Nach einer Stärkung und weiterer Zeit, das Museum auf eigene Faust zu erkunden, hatten wir noch ein offenes Gespräch mit einem Jugendoffizier der Bundeswehr, der selbst erst seit wenigen Wochen aus Afghanistan zurückgekehrt war. Nie habe ich einen Menschen Anfang dreißig mit so vielen Sorgenfalten gesehen. Im Gespräch mit ihm erklärte er uns, was die Stabilität eines Landes ausmacht, aber vor allem erzählte er auch von seinen eigenen Projekten und Erfahrungen im Irak. Natürlich wurde von ihm auch eine Stellungnahme zu den kritisierten Werbesprüchen wie „Multiplayer at it´s best“ gefordert.
Alle waren sich einig, dass man ihm Werben oder Meinungsbeeinflussung nicht vorwerfen konnte. Er selbst sagte, eine Karriere bei der Bundeswehr wäre kein normaler Beruf und nicht für jeden geeignet.
Kritik wurde ausschließlich über die Kühle geäußert, mit der uns über die Grausamkeit des Krieges berichtet wurde. Das Museum selbst war beeindruckend, umfassend und zeigte ganz deutlich, wie Krieg Leben zerstört und warum es unbedingt notwendig ist, ihn zu vermeiden.
Schülerin der Klasse 11