Marko Hofmann
Von Aserbaidschan in den Stasi-Knast
Anne Hahn präsentiert ihre Geschichte am Monte
Es war nicht mehr weit bis zum Grenzfluss Aras hinter dem die Freiheit winkte – oder der Tod. Was wohl passiert wäre, wenn Anne Hahn mit ihrem Bekannten den Fluss erreicht hätte, wird sie nie erfahren. Noch davor haben sie aserbaidschanische Grenzposten gefasst. Ihre Fluchtgeschichte aus dem Mai 1989 erzählte sie am Mittwoch vor 200 Schülern in der Turnhalle.
Es waren derbe Wörter, die da fielen. Nichts für eine Schul-Homepage. So sprachen allerdings laut Anne Hahn die Punks in Magdeburg mit ihren Mitmenschen Ende der 1980er Jahre. Sie sollte es wissen. Die damals 21-Jährige organisierte Punkkonzerte und kam so unweigerlich mit Punks zusammen und mit dem Gesetz in Konflikt. Denn Punk war in der DDR fernab von dem, was man sich unter sozialistischer Kunst und Musik vorgestellt hatte. Anne Hahn durfte nicht studieren, sie war zu unbequem. Statt ihrer, mit ihrem 1,3er Durchschnitt, durfte ein Schüler mit dem Durchschnitt über 2,5 auf die EOS. Der Frust stieg. Als eine Reise nach Leningrad abgesagt wurde und sie woanders hin reisen durfte, plante sie eine Flucht über Aserbaidschan. Der gescheiterte Fluchtversuch brachte ihr ein Jahr und zehn Monate Haft. Den Mauerfall erlebte sie im Stasi-Gefängnis. Aufgrund einer Amnestie für politische Häftlinge, die im Oktober 1989 erlassen worden war, kam sie Mitte November endlich frei. Seit Anfang der 90er Jahre lebt Anne Hahn als freie Schriftstellerin in Berlin. Ihre Erlebnisse hat sie in ihren Romanen „Gegenüber von China“ und „Dreizehn Sommer“ verarbeitet.
Im Anschluss an ihre dreiteilige Lesung beantworte die Schriftstellerin geduldig alle Fragen der Schüler und vermittelte so einen Einblick ins Leben in der DDR, der vielen noch nicht bekannt war.